Recherche 2018: Die Pressemitteilung lebt!

Wo recherchieren Journalisten am häufigsten nach neuen Themen? Diese Frage stand im Zentrum unserer großen Umfrage „Recherche 2018“. In regelmäßigen Abständen befragen wir Medienmacher nach ihren Arbeitsweisen. Die Antworten sind wiederum wichtige Indikatoren für eine professionelle Pressearbeit.

Wie schon bei unserer Umfrage „Recherche 2016“ zeigt sich die vermeintlich „alte Tante“ Pressemitteilung quicklebendig und wohlauf. Immerhin sagten 86 Prozent der Befragten, dass sie zu ihren wichtigsten Quellen gehört. Damit liegt die Pressemitteilung immer noch auf dem zweiten Platz der wichtigsten Informationslieferanten für Journalisten. Bei den unter 35-Jährigen wird die Pressemitteilung mit 92 Prozent sogar zur wichtigsten Quelle. Die über 50-Jährigen schätzen die Unternehmensinformationen zu 83 Prozent.

Trotz aller Unkenrufe über den Niedergang des Qualitätsjournalismus: 88 Prozent der Umfrage-Teilnehmer setzen auf das persönliche Gespräch als wichtigste Quelle für ihre tägliche Arbeit. Hieraus resultiert auch der Wunsch der Redakteure nach besserer Erreichbarkeit von Pressestellen (43 Prozent) und danach, dass Unternehmen häufiger als Branchenexperten zur Verfügung stehen. Dies fordern 34 Prozent der befragten Journalisten.

Welche Quellen werden für die Recherche genutzt? Persönliche Gespräche und Pressemitteilungen stellen die wichtigsten Informationsquellen dar.
Welche Quellen werden für die Recherche genutzt? Persönliche Gespräche und Pressemitteilungen stellen die wichtigsten Informationsquellen dar.

Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) recherchiert auf Websites von Unternehmen nach Informationen. Einen großen Mehrwert schaffen Firmen dort, wenn sie Medienmachern neben Textinformationen auch Multimedia-Material zur Verfügung stellen. Denn für fast jeden zweiten Journalisten (46 Prozent) hat der Bedarf an Bildern in den vergangenen zwei Jahren zugenommen. Fast ebenso stark gestiegen ist der Bedarf an Videos: 43 Prozent der befragten Journalisten brauchen heute mehr bewegte Bilder für ihre Berichterstattung.

Auch wenn Social Media als Recherchequelle nur an zehnter Stelle von den Journalisten genannt wurde, sind die sozialen Netzwerke dennoch der deutlichste Aufsteiger innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Für 55 Prozent der Befragten hat diese Quelle am stärksten an Relevanz zugenommen. Suchmaschinen (46 Prozent) und persönliche Gespräche (38 Prozent) wurden auf die Plätze zwei und drei verwiesen.

Blogs haben für 31 Prozent der befragten Journalisten in den vergangenen zwei Jahren an Bedeutung gewonnen. Größter Verlierer sind Pressekonferenzen: Für fast ein Drittel der Journalisten (29 Prozent) haben sie an Relevanz eingebüßt. Damit bestätigt sich ein Trend von 2016: Auch damals war diese Form der Informationsvermittlung größter Verlierer. Spannend wäre es zu untersuchen, welche Gründe dafür verantwortlich sind. Ist es der Zeitaufwand der Anreise? Dann könnten virtuelle Konferenzen Abhilfe schaffen. Schließlich nannten Journalisten Livestreams als gute Ergänzung zu einer Pressemitteilung.

Übrigens: In der Befragung haben sich zwei Kernzeiten herauskristallisiert, zu denen Journalisten hauptsächlich recherchieren: 68 Prozent gaben an, zwischen 10 und 12 Uhr am intensivsten nach Informationen zu suchen. Für 60 Prozent ist zwischen 14 und 16 Uhr die stärkste Recherchezeit.

Recherche 2018: Bedeutung von Recherchequellen im Vergleich zu 2016. Infografik
Suchmaschinen und Social Media verzeichnen den größten Zuwachs bei der Bedeutung von Recherchequellen.

Der Beitrag erschien ursprünglich in unserem Whitepaper „Recherche 2018: Mit visuellen Storys in die Medien“. Hier geht’s zum kostenfreien Download.