Recherche 2018: Social Media gehört zum Journalistenalltag

Keine Quelle hat in den vergangenen zwei Jahren so stark an Bedeutung für die Recherchearbeit von Journalisten gewonnen wie soziale Netzwerke. Das ergab unsere große Journalistenumfrage "Recherche 2018". Demnach stieg die Anzahl der Journalisten, die Social Media als Quelle nutzen, im Vergleich zu unserer Umfrage vor zwei Jahren um sechs Prozentpunkte: 58 Prozent der Befragten, und damit weit mehr als die Hälfte, recherchiert inzwischen bei Facebook, Twitter & Co.

Dass Social Media für ihre Recherchearbeit in den vergangenen zwei Jahren an Relevanz zugelegt hat, sagen 55 Prozent der Befragten. Auf den weiteren Plätzen der Quellen, die in der journalistischen Recherche seit 2016 bedeutsamer geworden sind, folgen Suchmaschinen (46 Prozent) und persönliche Gespräche (38 Prozent).

Damit ergibt sich zwar auf den ersten Blick ein fast identisches Bild zur Umfrage von vor zwei Jahren, dennoch hat sich etwas Entscheidendes verändert: Die größere Relevanz sozialer Netzwerke spiegelt sich viel konkreter im Arbeitsverhalten der Journalisten wider. So binden heute 59 Prozent aller Befragten Informationen aus sozialen Netzwerken in ihre Berichterstattung ein. Im Vergleich zu 2016 ist das ein Plus von erstaunlichen 17 Prozentpunkten. Dies dürfte wiederum für Pressestellen und Agenturen von Bedeutung sein. Unternehmen oder Verbände sollten bei ihrer Kommunikation daher auch soziale Netzwerke für die Ansprache von Journalisten stärker berücksichtigen.

Schaut man sich die Nutzung sozialer Netzwerke nach Altersgruppen an, fällt auf, dass vor allem die Journalisten im Alter von über 50 Jahren Social Media inzwischen für sich entdeckt haben. Vor zwei Jahren sagte erst ein Drittel dieser Altersgruppe, dass sie Informationen aus sozialen Netzwerken einbindet. Aktuell sind es 51 Prozent – dies entspricht einer Zunahme um 19 Prozentpunkte oder mehr als 50 Prozent.

Bei der Frage, in welchen Social-Media-Quellen recherchiert wird, zeigt sich auf den ersten Blick, dass von den drei Platzhirschen Facebook, YouTube und Twitter nur letztere Plattform einen leichten Zuwachs um drei Prozentpunkte verzeichnen konnte. Die Recherche in den beiden anderen Plattformen ist rückläufig: Facebook verlor sieben, YouTube vier Prozentpunkte im Vergleich zu 2016.

Interessant: Die Bildnetzwerke Instagram und Pinterest sind neben Twitter die Gewinner im Ranking. Die Zahl der Journalisten, die die Foto-Community Instagram als Recherchequelle nutzen, stieg um neun Prozentpunkte auf 30 Prozent. Pinterest gewann zwei Prozentpunkte dazu: Zwölf Prozent der befragten Redakteure recherchieren hier.

Welche Informationen von Redakteuren und Reportern tatsächlich in ihre Berichterstattung eingebunden werden, entspricht nahezu der Reihenfolge, in der in Social-Media-Quellen recherchiert wird. Mehr als 46 Prozent binden Facebook-Posts ein, jeweils ein Drittel Tweets und YouTube-Videos. Leicht abgeschlagen landen Instagram-Posts (16 Prozent) auf dem vierten Rang.

Recherche 2018 Social Media Einbindung in journalistische Berichterstattung

Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2016 zeigt sich also, dass sich die Nutzung von Social Media als Recherchequelle inzwischen auf eine breitere Basis unterschiedlicher Netzwerke verteilt. Dies ist auch ein Ausdruck dessen, dass Informationen heute noch genauer auf einzelne Zielgruppen zugeschnitten werden sollten.

Der Beitrag erschien ursprünglich in unserem Whitepaper "Recherche 2018: Mit visuellen Storys in die Medien". Hier geht's zum kostenfreien Download.