Künstliche Intelligenz im Journalismus

Nicola Wohlert

Von Nicola Wohlert

Nicola Wohlert ist Managerin Unternehmenskommunikation bei news aktuell und lebt für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, SEO und den news aktuell Podcast.

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So wie in der Kommunikation ist Künstliche Intelligenz längst auch im journalistischen Alltag angekommen. 70 Prozent der befragten Journalistinnen und Journalisten geben beim Medien-Trendmonitor 2025 an, KI-Tools zu nutzen. Tools, die beispielsweise bei Übersetzungen und Transkriptionen helfen oder große Datenmengen durchforsten und zusammenfassen können. Einige nutzen KI sogar für kreatives Brainstorming. 

In unserer Umfrage haben wir über 1.000 Journalistinnen und Journalisten gefragt, in welchen Bereichen sie KI-Tools einsetzen, ob sie bereits mit KI-Agenten arbeiten oder worin sie eigentlich die größten Herausforderungen durch den Einzug von KI in den Journalismus sehen. Achtung Spoiler: Ganz weit vorne liegt die Besorgnis vor Fake News und Desinformation.

   

Häufig genutzt, weil KI den Alltag erleichtert 

Ganz oben auf der Liste der Bereiche, in denen Medienschaffende Künstliche Intelligenzen sehr stark oder eher stark einsetzen, landet die Übersetzung. Drei Viertel (76 Prozent) der befragten Journalistinnen und Journalisten nutzen Tools wie Deepl und Co. für Übersetzungen, 70 Prozent nutzt sie für Transkription und zwei Drittel (66 Prozent) setzen sie bereits häufig für die Recherche & Datenanalyse ein. Das ist nachvollziehbar: Vor allem im Umgang mit großen Datenmengen, z. B. bei Leaks, Statistiken oder Wahldaten können KI-Tools helfen, Muster und Auffälligkeiten sichtbar zu machen, die dann journalistisch bewertet und kritisch eingeordnet werden müssen. 

Hilfreich, aber nicht Kernarbeit 

Noch in den Top Five des sehr starken und eher starken Einsatzes von KI im Journalismus finden sich automatische Zusammenfassungen & Alerts: Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Medienschaffenden setzt die KI für Zusammenfassungen von langen Texten und Nachrichten-Alerts ein. Und auch das ist absolut sinnvoll. Denn Journalisten verbringen (oder vielleicht besser „verbrachten”) viel Zeit mit dem Abtippen von Interviews, dem Übersetzen von Agenturmeldungen oder dem Kürzen langer Texte für Zusammenfassungen von Nachrichten-Alerts.  

Noch 61 Prozent der Befragten nutzen KI zum Ideenbrainstorming. Medienschaffende nutzen hier sehr oder eher stark die KI als Sparringspartner, um kreative Ansätze zu entwickeln.  

Vier von zehn (43 Prozent) setzen die KI zur Texterstellung ein und 42 Prozent nutzen sie für SEO & Traffic-Optimierung. Eine eher zögerliche Nutzung, aber auch das ist nachvollziehbar: Medienschaffende wollen schließlich die eigene Handschrift und auch die Qualität sichern. Und Suchmaschinenoptimierung (SEO) gilt eher als Aufgabe von Marketing-Teams, nicht von Redakteurinnen und Redakteuren. 

   

Weniger stark genutzt, mehr Raum für persönliche Handschrift 

Sehr viel seltener wird KI für Community-Management und Moderation (weniger starker Einsatz: 87 Prozent) bzw. Audio-Produktionen und Podcasts (weniger starker Einsatz: 90 Prozent) eingesetzt. Verständlich: Da muss der Mensch ran, weil es im Zweifel um die falschen Entscheidungen geht. Ein Beispiel hierfür ist das Löschen von Kommentaren. Daher setzen Redaktionen zurecht lieber Menschen als Moderatoren ein. Bei Audio- und Podcast-Produktionen kann KI heute schon unterstützen, aber das redaktionelle Handwerk, das die Stimmen und Schnitte richtig in Szene setzt, beherrschen KI-Helferlein noch nicht zuverlässig genug. 

Drei Viertel (76 Prozent) der befragten Journalistinnen und Journalisten geben an, KI weniger stark für die Bild- & Videobearbeitung zu nutzen. Das gleiche Ergebnis zeigt sich bei der Content-Personalisierung (76 Prozent). Knapp dahinter folgt der Einsatz von KI für die Datenvisualisierung und für Infografiken. Hier sind es 75 Prozent der Befragten, die KI hierfür weniger stark nutzen. 

AI-Agents in the house 

KI-Agenten sind Anwendungen, die Aufgaben selbständig erledigen können. Theoretisch also ein Tool, das auch in der redaktionellen Arbeit Anwendung finden könnte. Und so antwortet auch ein Viertel der Befragten (25 Prozent), dass KI-Agenten bereits im Einsatz sind, 16 Prozent sagen, dass sie in Planung und noch jeder Zehnte (11 Prozent) sagt, dass sie schon aus der Planungsphase heraus und in der Umsetzung sind. Zusammengenommen sind es also über die Hälfte (52 Prozent) aller befragten Journalistinnen und Journalisten, die sich schon jetzt mit KI-Agenten beschäftigen, oder sich mittelfristig zumindest darauf einstellen müssen. 

Übrigens weiß ein knappes Drittel (29 Prozent) gar nicht, ob ihr Medienhaus schon KI-Agenten im Einsatz hat. Das ist aus zweierlei Gründen bemerkenswert: Zum einen ist es der höchste Wert bei dieser Frage, zum anderen ist es insofern bemerkenswert, als dass das auch darauf hindeuten könnte, dass in den Medienhäusern zum Thema KI-Agenten keine Transparenz herrscht bzw. die interne Kommunikation dazu fehlt. Oder schlicht noch gar nichts in Planung ist.   

Herausforderungen KI im Journalismus 

   

Auf die Frage, welche die größten Herausforderungen durch den Einzug von KI in den Journalismus sind, wird die Zunahme von Fake News und Desinformation am häufigsten (64 Prozent) genannt. Mehr als die Hälfte warnt zudem vor einem schwindenden kritischen Blick (59 Prozent), sinkender Textqualität (56 Prozent) und einem Vertrauensverlust bei den Leserinnen und Lesern (55 Prozent).   

Auch Urheberrechte (55 Prozent) und ethische Fragen (50 Prozent) sind Themen, die die Redaktionen bei der Frage nach dem Einsatz von KI im Journalismus beschäftigen. Weitere Themen sind der Verlust von Kreativität (47 Prozent), die zunehmende Abhängigkeit von KI-Systemen (43 Prozent) und Datenschutz- und Sicherheitsbedenken (42 Prozent).  

Zwei von fünf (38 Prozent) befürchten den Abbau oder Verlust von Arbeitsplätzen und knapp ein Fünftel (18 Prozent) rechnet mit einer noch stärkeren Arbeitsverdichtung. Fehlende Weiterbildungsangebote für einen kompetenten Umgang mit Künstlicher Intelligenz (17 Prozent) und den Verlust von Reichweite durch verändertes Suchverhalten im Web (16 Prozent) werden ebenso als Herausforderungen durch den Einzug von KI im Journalismus angesehen. Weniger ins Gewicht fallen die hohen Kosten und die begrenzten Ressourcen für die Einführung von KI. Das sehen nur noch sieben Prozent als eine der größten Herausforderungen an. 

Wo Redaktionen KI einsetzen und was das für die PR bedeutet

Die Ergebnisse zeigen: KI wird vor allem dort eingesetzt, wo sich Abläufe gut automatisieren lassen. Übersetzungen und Transkriptionen mithilfe von Künstlicher Intelligenz sind inzwischen Routine. Ein Interview auf Englisch oder ein langes Pressegespräch wird innerhalb von Minuten in eine gut weiterverarbeitbare Textfassung umgewandelt. Auch die Recherche profitiert, denn z. B. große Datenmengen lassen sich mit KI schneller durchforsten und sortieren.  

Hinzu kommen automatische Zusammenfassungen oder Alerts, die Redaktionen helfen, in der Informationsflut den Überblick zu behalten. Interessant ist außerdem, dass 61 Prozent der Befragten KI auch für kreatives Ideen-Brainstorming einsetzen – also nicht nur für Routinearbeit, sondern auch für die Entwicklung neuer Ideen. 

Begleitet wird der Einsatz von Künstlichen Intelligenzen allerdings auch von der Sorge, dass immer mehr Fake News und Desinformation die Runde machen, dass die Fähigkeit verloren geht, etwas kritisch zu hinterfragen, oder dass die Qualität der Texte sinkt. Was bedeutet das auf der anderen Seite? Journalistinnen und Journalisten wünschen sich, dass KI verantwortungsvoll, transparent und qualitätsorientiert eingesetzt wird.  

Was sich auch zeigt: Medienschaffende wünschen sich keineswegs eine KI-freie Zukunft. Dazu werden in bestimmten Bereichen wie oben gezeigt, KIen schon zu häufig eingesetzt. Nein, Journalistinnen und Journalisten wünschen sich eine verantwortungsvolle Entwicklung, in der KI-Tools unterstützen, ohne die journalistische Sorgfalt zu ersetzen. 

Was bedeutet das für unsere Profession?


Gut strukturiertes Material

Die PR kann den Medienschaffenden helfen, indem sie z. B. Inhalte liefert, die KI-tauglich sind. Inhalte, die leicht von KI-Systemen verarbeitet werden können. Dazu zählen klar strukturierte Texte, eindeutige Botschaften mit einem Fazit am Ende des Textes. Das erleichtert es nicht nur Menschen, die Kernaussagen eines Textes schneller zu begreifen. 


Hintergrundinfos

Journalistinnen und Journalisten schätzen zudem Daten, Zahlen und vor allem Hintergrundinformationen. PR-Agenturen und Pressestellen, die solche Daten zum Beispiel in Form einer Infografik bereitstellen, bieten einen echten Mehrwert.  


Transparenz

Dass die Sorge vor Fake News und Desinformation als größte Herausforderung im Journalismus gesehen wird, kann für Pressestellen und Agenturen nur eines bedeuten: größtmögliche Transparenz. Wann immer Inhalte oder Analysen mit KI generiert wurden, muss das klar benannt werden. Seriöse, überprüfbare Kommunikation schafft langfristig Vertrauen. Und Vertrauen ist das höchste Gut in der Kommunikation. 

Neue Chancen, neue Verantwortung in der Medienarbeit 

KI verändert die Medienarbeit tiefgreifend. Routineaufgaben werden mit KI schneller erledigt, Redaktionen können größere Informationsmengen bewältigen und neue Ideen entwickeln. Für uns in der Kommunikation heißt das, dass unsere Inhalte klar und faktenbasiert sein müssen. Gleichzeitig wächst der Anspruch an Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. 

Alle Ergebnisse auf einen Blick 

Neugierig auf alle Ergebnisse des Medien-Trendmonitors 2025 zum Thema KI im Journalismus? 

Medien-Trendmonitor 2025 (Teil 5) herunterladen 

Noch mehr Ergebnisse des Medien-Trendmonitors 2025:

Medien-Trendmonitor Teil 1: Wie Journalistinnen und Journalisten mit PR-Material arbeiten 
Ergebnisse hier nachlesen  

Medien-Trendmonitor Teil 2: Social Media ist im Redaktionsalltag angekommen 
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Medien-Trendmonitor Teil 3: Was Journalistinnen und Journalisten von PR-Profis erwarten 
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Medien-Trendmonitor Teil 4: Medien-Trendmonitor 2025: Journalismus im Stresstest 
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