PR-Krisen durch Managementfehler

Fehler vertuschen, Compliance-Regeln missachten und immense Falschentscheidungen treffen: Diese drei Managementfehler führen am häufigsten zu Kommunikationskrisen. Das ist ein Fazit unseres Trendreports, an dem 59 Kommunikationsprofis aus der Schweiz teilgenommen haben. Gefragt wurde, welches Verhalten einer Unternehmensleitung PR-Krisen auslöst. Weniger häufig sorgen Faux pas im privaten Kontext, Konkurrenzkampf in der Geschäftsführung und mangelnde fachliche Kompetenz für kritische Situationen in der Kommunikationsabteilung.
 
Zu den konkreten Zahlen: Weit über die Hälfte der PR-Profis gibt an, dass verheimlichte Fehler der häufigste Grund für eine Unternehmenskrise sind (61 Prozent). An zweiter Stelle der häufigsten Gründe für Krisensituationen in PR-Abteilungen finden sich Verstösse gegen die Compliance-Regeln – so sagen es 37 Prozent der Befragten. Genauso häufig führen sie eine Kommunikationskrise auf gravierende Fehlentscheidungen des Managements zurück. Für jeden dritten Befragten gehört mangelnde Medienkompetenz der Chefs zu den wahrscheinlichsten Krisenauslösern (34 Prozent). Persönliches Fehlverhalten im Business-Kontext wiederum machen einem knappen Drittel Sorgen (32 Prozent).

Übrigens: Frauen sehen die Problematik der mangelnden Medienkompetenz deutlich kritischer als ihre männlichen Kollegen es tun. Fast die Hälfte der Frauen sehen Fehlverhalten in Interviews offenbar eher als Krisenbringer (45 Prozent); bei den Männern ist es nur ein starkes Viertel (26 Prozent). Was uns die Zahlen auch noch sagen: Die Aussendarstellung des Unternehmens und der handelnden Persönlichkeiten ist für Frauen in der PR augenscheinlich wichtiger als eine mögliche mangelnde fachliche Kompetenz in der Chefetage: Bei den männlichen Kommunikatoren stuft ein knappes Viertel mangelnde fachliche Kompetenz als problematisch an (23 Prozent). Bei den Frauen sieht das nur jede Zehnte so. 
 
Wenn die Chefetage fehlerhafte Äusserungen in der Öffentlichkeit macht, dann stellt das für ein knappes Drittel der Befragten Grund für PR-Krisen dar (29 Prozent). Kann das Management nicht die Klappe halten und verplappert sich bei noch nicht spruchreifen Themen, hat ein starkes Fünftel der PR-Profis Bauchschmerzen (22 Prozent). Genauso häufig gaben die Schweizer Kommunikatoren persönliches Fehlverhalten auf Social Media an (22 Prozent).
 
Fehlverhalten im privaten Kontext gibt weit seltener Anlass zur Sorge in den Medienstellen. Nur ein Fünftel der Befragten befürchtet hier grössere Probleme (20 Prozent). Nur jeder siebte befragte PR-Verantwortliche in der Schweiz gab an, dass Kommunikationskrisen durch Grabenkämpfe in der Führungsetage ausgelöst werden (15 Prozent). Bemerkenswert: Wenn die Geschäftsführung fachlich nicht so gut aufgestellt ist, dann haben weniger Befragte Schmerzen damit: Nur jeder siebte Kommunikationsprofi (14 Prozent) befürchtet Krisen, die auf mangelnde fachliche Kompetenz zurückzuführen sind.

Durch welches Verhalten der Geschäftsführung werden am wahrscheinlichsten PR-Krisen ausgelöst?

Vertuschen von Fehlern 61%
Missachtung von Compliance-Anforderungen 37%
Treffen von immensen Fehlentscheidungen 37%
Fehlverhalten in Interviews 34%
Persönliches Fehlverhalten im Business-Kontext 32%
Falschaussagen in der Öffentlichkeit 29%
Kundtun oder Verplappern nicht spruchreifer Themen 22%
Persönliches Fehlverhalten auf Social Media 22%
Persönliches Fehlverhalten im privaten Kontext 20%
Schmutziger Konkurrenzkampf in der Geschäftsführung 15%
Mangelnde fachliche Kompetenz 14%
 
Quelle: Online-Befragung im Rahmen des Trendreports im Februar 2020 von news aktuell und Faktenkontor, 59 Fach- und Führungskräfte aus Medienstellen, Mehrfachnennungen möglich.

Autorin: Nicola Wohlert