PR-Branche: Stillstand beim Gehalt

Nicola Wohlert

Nicola Wohlert

Nicola Wohlert ist Projektmanagerin in der Konzernkommunikation von news aktuell und lebt sowohl beruflich als auch privat für Social Media, SEO, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, wobei auch das Thema Work-Life-Balance einen zentralen Aspekt für sie darstellt.

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Trotz steigender Lebenshaltungskosten in Deutschland und der Schweiz sind die Gehälter vieler PR-Profis im Jahr 2023 gleichgeblieben oder nur minimal gestiegen. Das zeigt eindeutig unser jüngster PR-Trendmonitor, den wir gemeinsam mit P.E.R. durchgeführt haben. An der Umfrage haben 327 Fach- und Führungskräfte aus der Kommunikation aus Deutschland und der Schweiz teilgenommen. 

PR-Gehälter stagnieren oder steigen nur mäßig 

Und das betrifft in der Hauptsache PR-Agenturen: Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) aus den PR-Agenturen in Deutschland gibt an, dass ihr Gehalt im vergangenen Jahr nicht gestiegen ist. Demgegenüber musste nur rund ein Drittel (32 Prozent) der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pressestellen ohne Gehaltserhöhung auskommen. Bei knapp der Hälfte (47 Prozent) der Pressestellen in Deutschland gab es sogar moderate Gehaltssteigerungen – wenn auch häufig unterhalb der Inflationsrate. Bei den PR-Agenturen kam dagegen nur jeder Vierte (24 Prozent) in den Genuss einer solchen Erhöhung.   

Stillstand beim Gehalt in der PR: Bei vielen PR-Profis sind die Gehälter im Jahr 2023 nicht gestiegen. Und dennoch: nur rund 20 Prozent geben an, dass sie eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden mit ihrem aktuellen Gehalt sind. 

Ganz ähnliche Zahlen sehen wir für die Kommunikationsbranche in der Schweiz: 44 Prozent der PR-Profis aus Schweizer Agenturen berichten von stagnierenden Gehältern, in den Pressestellen von Unternehmen ist es nur ein Viertel (24 Prozent). Dabei haben 58 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Schweizer Pressestellen eine Gehaltsanpassung unter der Inflationsrate erhalten, aber nur 25 Prozent der PR-Profis in Schweizer PR-Agenturen berichten von Gehaltsanpassungen. 

Da mag es für die deutschen PR-Schaffenden nur ein kleiner Trost sein, dass Pressestellen und PR-Agenturen bei Gehaltserhöhungen über der Inflationsrate wieder gleichauf liegen: Sowohl in Unternehmen (21 Prozent) als auch in PR-Agenturen (19 Prozent) kann sich rund ein Fünftel der deutschen Kommunikationsprofis über eine Gehaltserhöhung von mehr als 6 Prozent freuen. Dies entspricht einer Gehaltssteigerung, die über der durchschnittlichen Inflationsrate des vergangenen Jahres liegt.  

In der Schweiz sehen wir in dieser Frage andere Zahlen: Hier ist es ein knappes Drittel (31 Prozent) der Agenturen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Gehaltsanpassung von mehr als 2 Prozent gegeben haben – was ebenfalls einer Gehaltserhöhung über der Inflationsrate für die Schweiz entspricht. In den Pressestellen von Schweizer Unternehmen ist es nur ein knappes Fünftel (18 Prozent), das eine Gehaltserhöhung erhalten hat. 

Stillstand beim Gehalt in der PR: Bei vielen PR-Profis sind die Gehälter nicht gestiegen. Und dennoch: nur rund 25 Prozent geben an, dass sie eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden mit ihrem aktuellen Gehalt sind. 

Kommunikationsprofis mit dem eigenen Gehalt zufrieden 

Wir halten also fest: Die Gehälter in der PR-Branche sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz stagnieren oder wurden nur geringfügig angepasst. Grund genug, mit dem eigenen Gehalt unzufrieden zu sein, oder? Doch dann diese Überraschung: Knapp die Hälfte (49 Prozent) der befragten Kommunikationsprofis in Deutschland und der Schweiz sind mit ihrem Gehalt sehr zufrieden oder eher zufrieden. Schaut man sich die Zahlen der Kommunikationsexpertinnen und –experten in Unternehmen an, sind es sogar 52 Prozent, die sehr oder eher zufrieden sind. Bei den PR-Agenturen sind es dagegen nur 42 Prozent. 

Jobwechsel wegen fehlender oder magerer Gehaltsanpassung? 

Und noch etwas hat überrascht: Die meisten PR-Profis denken gar nicht erst daran, den Job zu wechseln. Über die Hälfte (54 Prozent) antwortet auf die Frage, ob sie in diesem Jahr einen Jobwechsel erwägen, wenn sich ihr Gehalt nicht wie gewünscht entwickelt, mit Nein. Ein Fünftel (20 Prozent) antwortet mit Ja und ein Viertel (26 Prozent) mit einem zögerlichen Vielleicht. Auffallend ist: Je älter die Antwortgeberinnen und –geber sind, desto eher verneinen sie die Frage nach einem möglichen Jobwechsel: 31 Prozent der unter 35-Jährigen verneinen dies, 48 Prozent der 36- bis 45-Jährigen ebenfalls, und bei den 45- bis 55-Jährigen sind es 55 Prozent, die mit einem klaren Nein antworten. Am deutlichsten ist die Ablehnung bei den über 55-Jährigen: 69 Prozent der über 55-Jährigen verneinen die Frage, ob sie sich einen Jobwechsel vorstellen könnten. Die Gründe dafür? Sicherlich vielfältig! PR-Profis ab Mitte 40 sind vielleicht dem eigenen Unternehmen loyaler eingestellt und schätzen auch eine langfristige Bindung an den Arbeitgeber.

Umgekehrt: je jünger, desto höher wiederum die Wechselbereitschaft. Nachvollziehbar! Denn mit einem Wechsel des Arbeitgebers ist häufig auch ein schnellerer Aufstieg möglich und  es gibt damit die Möglichkeit herauszufinden, was für einen selbst am besten passt. Bei den unter 35-Jährigen sind es 38 Prozent, die sich vorstellen können, den Job zu wechseln, bei den 36- bis 45-Jährigen sind es 28 Prozent, bei den 46- bis 55-Jährigen sind es nur noch 17 Prozent, die den Arbeitgeber für ein höheres Gehalt wechseln würden. Bei den über 55-Jährigen ist nicht einmal mehr jeder Zehnte (8 Prozent) zu einem Jobwechsel bereit.

Was sich die PR-Branche wünscht 

All diese Zahlen deuten wohl darauf hin, dass es neben der reinen Bezahlung andere Faktoren geben muss, die auf die Arbeitszufriedenheit in der Kommunikationsbranche einzahlt. Aber was wünscht sich die PR-Branche aktuell neben dem Gehalt als Zusatzleistungen? Klare Antwort: Mehr Freizeit, mehr Weiterbildung und die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten stehen auf den ersten drei Plätzen der gewünschten Zusatzleistungen. 

Der Wunsch nach mehr Freizeit zeigt, dass viele PR-Profis eine ausgewogenen Work-Life-Balance als wichtig erachten – genauso wie den Wunsch nach externer Weiterbildung. Letzteres ist aber auch ein Indiz dafür, dass viele Kommunikatoren offenbar die Nase voll haben von den Kachelkonferenzen der vergangenen Jahre und sich wieder echte Begegnungen und echte persönliche Weiterentwicklung wünschen. Und das ist wirklich nachvollziehbar.